Augsburger Höhenweg, einfach großartig

08.09.20091159 m ↑1072 m ↓11 km

Augsburger Hütte (2289 m), Dawinkopf (2968 m), Dawinscharte (2650 m), Parseierscharte (2604 m), Winterjöchl (2528 m), Kopfscharte (2484 m), Ansbacher Hütte (2376 m)

Der Augsburger Höhenweg gilt als anspruchs­volle Variante des Lechtaler Höhenwegs. In Durch­querungen dieser Gebirgs­gruppe wird er daher meistens nicht einbezogen; die Alternativ­route von der Memminger zur Ansbacher Hütte ist deutlich einfacher. Mir ist der Höhenweg von früheren Begehungen recht vertraut, und ich weiß, worauf man sich einlässt.

Auf dem gleichen Weg wie gestern steigen wir von der Augsburger Hütte durch das Gasilltal zum Wegweiser knapp unterhalb der Patrolscharte auf. Wir betreten nun die Reste des Grinner Ferners, der zu Füßen der Parseier­spitze allmählich dahinschmilzt. Es folgt felsiges Gelände mit einigen Drahtseil­stellen, wo wir zwei junge Steinböcke beobachten. Südlich der bizarren Bocksgarten­spitzen erreichen wir die Kammhöhe. Der restliche Aufstieg zum Dawinkopf, einem der höchsten Gipfel der Nordalpen, ist stellenweise recht anspruchsvoll und auch ausgesetzt. An einer waagrechten, aber sehr luftigen Gratpassage ziehen wir es vor, uns im Reitsitz hinüber zu schwindeln.

Da erst ein kleiner Teil des Weges geschafft ist, halten wir uns nicht lang auf dem Gipfel auf, sondern packen sogleich den Abstieg zur Dawinscharte an. Auf der Nordseite ist der Schnee, der vor einigen Tagen die Felsen überzuckert hat, liegen­geblieben. Das Abklettern fordert große Vorsicht, bevor das Gelände im Bereich der Dawinscharte wieder einfacher wird.

Nun wird es schattig, es beginnt die lange nordseitige Querung unterhalb der Eisenspitze. In anregender Kraxelei wird mithilfe guter Drahtseil-Sicherungen die markante Gelbe Scharte überschritten. Der folgende Abschnitt ist aufgrund der Schnee­auflage etwas heikel und fordert gute Tritt­sicherheit. Einen Ausrutscher sollte man sich hier nicht erlauben. Auch eine erhebliche Stein­schlag­gefahr ist in diesem Gelände einzu­kalkulieren. Schließlich kommen wir in einen Bereich, wo in der Mittagszeit ein paar Sonnen­strahlen hinkommen und der Untergrund schneefrei ist. Nach einem Zwischen­anstieg von etwa 100 Höhen­metern kommen wir an der Parseier­scharte an, wo eine Biwak­schachtel steht und eine kleine Quelle das Wieder­auffüllen der Trink­flaschen ermöglicht.

Wir genießen bei einer längeren Rast die Sonne, bevor es weitergeht. Unser Tagesziel, die Ansbacher Hütte, ist schon in Sicht, aber von früheren Begehungen weiß ich, dass noch fast die Hälfte des Weges vor uns liegt. Zunächst geht es über schöne Grashänge abwärts, wobei der mächtige Grieß­mutte­kopf umgangen wird. Hier wendet sich der Weg nach Norden beziehungs­weise Nordwesten. In einer langen Querung führt der Steig durch die wilden Flanken von Schwarz­loch­kopf und Stier­loch­kopf. An einigen Stellen sind Drahtseil-Sicherungen angebracht, aber nach wie vor sind Konzentration, Tritt­sicher­heit und ein Minimum an Kletter­fertigkeit notwendig. Die Schwierig­keiten enden an einem schönen Grasboden (Unteres Grießl). Von hier ist ein weiterer Zwischen­anstieg fällig, hinauf zum Winter­jöchl, wo wir den Ver­bindungs­weg zwischen Memminger und Ansbacher Hütte erreichen.

Der letzte Teil der Etappe zieht sich noch ein wenig. Durch eine Art Mondlandschaft - zum Glück ohne großen Höhen­unter­schied - wandert man zur Kopfscharte westlich des Stierkopfs, bevor über Wiesen­hänge die Ansbacher Hütte erreicht wird.

Letzte Änderung 2025-08-31, © Walter Fendt