| 27.08.2011 | 645 m ↑ | 1606 m ↓ | 23 km |
Schesaplanahütte (1908 m), Gross Furgga (2359 m), Abzweigung Barthümeljoch (2305 m), Gross Furgga (2359 m), Alt Säss (1778 m), Cani (1285 m), Seewis (947 m)
Der heutige Tag wird mir wieder einmal zeigen, dass eine Bergtour ganz anders verlaufen kann als vorgesehen. Geplant ist eine gemütliche Etappe zur Pfälzer Hütte, die an der Grenze zwischen Österreich und Liechtenstein steht. Ich rechne mit höchstens vier Stunden Gehzeit. Bei gutem Wetter hätte ich noch Gelegenheit, den Drei-Länder-Berg Naafkopf zu besteigen.
Als ich beim Frühstück in der Schesaplanahütte aus dem Fenster schaue, regnet es ein wenig. Der Föhn ist also zusammengebrochen. Die Temperatur ist gegenüber gestern deutlich gesunken, sodass ich mit Schneefall rechnen muss. Soweit erkennbar, ziehen die anderen Hüttengäste einen Abstieg ins Tal vor. Trotzdem will ich die geplante Tour wenigstens versuchen. Der Steig führt ausgesprochen gleichmäßig in WNW-Richtung aufwärts. Schon bald geht der Regen in leichtes, aber allmählich stärker werdendes Schneetreiben über. Trotzdem sehe ich noch kein großes Problem; der Weg ist gut erkennbar. Knapp unterhalb geht es vorbei an der Chlei Furgga, später in westlicher Richtung zur Gross Furgga.
Ab dieser Scharte verläuft der Höhenweg auf der Nordseite des Hauptkamms. Hier hat es offenbar deutlich stärker geschneit, sodass jetzt richtiges Schneestapfen angesagt ist. Inzwischen ist der weitere Verlauf des Weges nur noch schwer zu erkennen. Trotzdem erreiche ich das Barthümeljoch, wie mir ein Metallschild bestätigt. Der Abstieg von hier zur Pfälzer Hütte wäre nicht mehr lang, aber eine verschneite Felspassage erscheint mir zu heikel. Ich beschließe, den Rückweg anzutreten.
Obwohl ich den Übergang zur Gross Furgga vor einer Stunde in umgekehrter Richtung gegangen bin, habe ich Schwierigkeiten zurückzufinden. Von meinen Spuren im Schnee ist nichts mehr zu sehen. Völlig unerwartet schlagen kurz hintereinander drei Blitze in unmittelbarer Umgebung ein. Der weitere Abstieg wird zum Albtraum. Das Schneetreiben ist wie eine diffuse graue Mauer, in die ich hineingehe. Nach meiner Erinnerung müsste der Weg stimmen, aber ich bin mir ganz und gar nicht sicher. (Ein Handy mit GPS-Funktion steht mir 2011 noch nicht zur Verfügung.) Ich versuche, langsam und vorsichtig zu gehen. Ein Stolperer oder ein Ausrutschen an einem verschneiten Felsbrocken könnte fatale Folgen haben. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit wird das Gelände einfacher und die Sicht besser. Ich erkenne weiter unten eine Alphütte (Alt-Säss). Zum Glück kann man hier gut über Grashänge absteigen.
Es ist gut gegangen! Der weitere Abstieg ist zwar noch ziemlich lang, aber harmlos. Ich steige ab nach Seewis im Prättigau, wo es eine Busverbindung nach Landquart gibt. Nur noch ein Problem bleibt zu lösen: Wie komme ich zurück zu meinem Auto, das in Vandans (Montafon) abgestellt ist? Verglichen mit den überstandenen Schwierigkeiten ist dieses Problem aber vernachlässigbar.
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