| 26.08.2011 | 1213 m ↑ | 1526 m ↓ | 19 km |
Carschinahütte (2221 m), Gafalljoch (2239 m), Gamsluggen (2378 m), Schesaplana (2964 m), Schesaplanahütte (1908 m)
Für eine Besteigung der Schesaplana dürfte die Carschinahütte eher selten als Ausgangspunkt dienen, aber die Gelegenheit, dem höchsten Rätikon-Gipfel aufs Haupt zu steigen, ist nur zu verlockend. Die Tour beginnt – anders kann man es kaum nennen – mit einem einfachen Spaziergang, der unter den Drei Türmen und der Drusenfluh in westlicher Richtung hinüberquert. Unterhalb des Schweizertors und der Kirchlispitzen geht es weiter zum Gafalljoch, wo der unverschämt blaue Lünersee zum Greifen nahe erscheint. Hier spüre ich zum ersten Mal so richtig den heftigen Föhnsturm; ansonsten ist das Wetter fantastisch. Ich bleibe vorläufig noch auf der Südseite des Hauptkamms, bevor das Gelände erstmals anspruchsvoller wird. Ein Steig mit Geröll- und Felspassagen bringt mich zur Gamsluggen. Weiter geht es über ein weites Geröllkar, die Totalp, in Richtung Gipfel. Ein wenig Kraxelei, gesichert durch Drahtseile, ist auch dabei. Je näher ich dem Gipfelaufbau komme, desto stärker wird der Sturm. Obwohl der restliche Aufstieg ganz einfach ist, bringen mich immer wieder Windböen ein wenig aus dem Gleichgewicht. Als ich auf dem Gipfel der Schesaplana stehe, habe ich, obwohl bestimmt kein Leichtgewicht, das Bedürfnis, mich am Gipfelkreuz festzuhalten. Außer mir ist nur ein weiterer Bergwanderer in Gipfelnähe zu sehen, der aber auf die vollständige Gipfelbesteigung verzichtet. Vermutlich kommt es nicht allzu oft vor, dass man bei (prinzipiell) schönem Wetter ganz allein auf dem Schesaplana-Gipfel steht.
Eine umfassende Aussicht ist zu bewundern: Im Norden das Bregenzerwaldgebirge, im Nordosten die Allgäuer Alpen, davor das auffällige Felshorn der Zimba, weiter rechts die Zugspitze und die Lechtaler Alpen mit der Parseierspitze, rechts davon der Hohe Riffler im Verwall, in östlicher Richtung die Ötztaler Alpen, insbesondere die Kaunergrat-Gipfel sowie rechts davon Wildspitze und Weißkugel, anschließend die Silvretta vom mehrgipfligen Fluchthorn bis zum Piz Linard, dahinter (im Südosten) der Ortler, im Süden Bernina- und Bergellgruppe, rechts davon die Oberhalbsteiner Alpen mit Piz Platta und Surettahorn, noch weiter rechts Ringelspitz und Tödi, dann Uri-Rotstock und Glärnisch, Churfirsten und Säntis/Altmann. Nur einen winzigen Teil der Gipfel kann ich identifizieren.
Über sanfte Geröllhänge steige ich nach Westen ab. Rechts unterhalb befindet sich der Brandner Gletscher; gegenüber ist die Mannheimer Hütte zu sehen. Ab dem Moment, in dem ich nach links in die Südflanke abbiege, ist vom Sturm praktisch nichts mehr zu spüren. Der interessante Steig führt in einer langen Querung abwärts, wobei auf jeden Fall gute Trittsicherheit und ein wenig Kletterfertigkeit nötig sind. Später geht es in südlicher Richtung weiter; an einzelnen Stellen sind Drahtseile angebracht. Der einfache, wenn auch ziemlich steile Schlussabstieg bringt mich über grasige Hänge zum Tagesziel, der Schesaplanahütte.
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